Kafkamaschine

Ein kleiner Junge wird mithilfe einer Katze zum Bürgermeister von London, eine Ohnmacht kommt unerwartet zu Besuch, der Himmel glaubt nicht an die Existenz von Krähen und ein alter Mann mit Flügeln weiß nicht wohin er fliegen soll. Die Merkwürdigkeiten und die Missverständnisse geben sich die Klinke in die Hand und das achte Weltwunder bleibt weitgehend unauffindbar.
Franz Kafka schreibt in seinen Erzählungen, Notizen und Fragmenten von traumhaften und absurden Begegnungen, von Willkür, Macht und Ohnmacht. Zwei Schauspielerinnen und eine Theatermaschine begeben sich hinein in diese sonderbaren, poetischen und zuweilen überraschend komischen Welten. Zwei Menschen und ein enormer Apparat: Wer gibt den Rhythmus vor, wer hat die Kontrolle?

Pressestimmen
Eine kleine, aber sehr feine, sinnbegrenzte, aber herrliche Theaterzauberkunstwerkspielerei. (…)

Ein Ungetüm zum Schmunzeln, ein mechanischer Wunderapparat – der legendäre Schweizer Mechanik-Künstler Jean Tinguely dürfte dazu vor Freude in seinem Grab rumpeln. Eine Nähmaschine pikst in Endlospapier, eine Brotmaschine schneidet Luft, ein Matchbox-Auto rast in ein Aquarium mit Tischtennisbällen und schreckt sie durcheinander, ein Metronom klackert, Wasser schießt durch Rohre – ständig passiert irgendwas. Was konkret keinen Sinn macht, und doch dominiert: eine geniale Bildfindung für Kafkas Irritationen in einer fremdbestimmten Welt. Völlig klar: Riesenapplaus.         (Peter Eidenberger, IN München)

Es ist eine fabelhafte Apparatur, die Lorenz Seib da im Theater am Sozialamt (TamS) erfunden und unter Mitarbeit von Frank Sattler, Claudia Karpfinger und Katharina Schmidt auf die Bühne gestellt hat. „Kafkamaschine“ heißt sie – oder vielmehr der dazugehörige Abend. Fünf regalgroße Gerüste halten die filigranen Strukturen, die in ihrer Zusammenstellung so improvisiert ausschauen, dass man permanent an ihrer Funktionstüchtigkeit zweifelt. (…) Von Anfang an ist klar, dass das alles komplett zweckfrei ist. Dass sich nur einzelne Mechanismen und Zusammenhänge erkennen lassen, dass sich aber ein tieferer Sinn nicht ergibt. Nichts führt irgendwo hin. Das passt hervorragend zu den Figuren, die Franz Kafka in seinen eher einer Traumlogik folgenden Welten ausgesetzt hat. Und so ist alles absurd und bezaubernd.       (Yvonne Poppek, Süddeutsche Zeitung, 22.3.2024)

Alles scheint wie leicht hingetupft und doch werden die kleinen Begebenheiten voller Missverständnisse und Missgeschicke, der Ängste und des Scheiterns, mit konzentrierter Intensität erzählt. Lorenz Seibs Textauswahl fügt sich zu keiner Handlung und ist am Ende nicht einmal ein Puzzle, dessen Teile ein Bild ergeben würden. Die „Kafkamaschine“ produziert vor allem einen entrückt traumhaften und gleichzeitig kristallklaren, dazu leicht beschwingten Bewusstseinsstrom, der nach kurzweiligen 70 Minuten ein glückliches Publikum entlässt.       (Mathias Hejny, Abendzeitung 18.3.2024)

(…) die beiden fulminanten Sprachakrobatinnen Irene Rovan und Lena Vogt, die ihre Marathon-Partien – 75 Minuten virtuos-präziser Sprachfluss – mit eindringlicher Präsenz meistern. Ihnen kongenial zur Seite steht die „Kafkamaschine“: Ein Stahlkonstrukt, dessen eigentliche Funktion und Existenzberechtigung bis zum Schluss nicht geklärt wird und das in seiner abstrusen Bedrohlichkeit ganz und gar kafkaesk erscheint. (…)
Und so endet der überaus gelungene Theaterabend voll abgründig tragikomischer Monologe, fragmentarischer Erzählstränge und Parabeln mit dem Geräusch einer unerbittlich tackernden Nähmaschine (…). Nicht nur dieses verstörende Bild geht unter die Haut, und der absurd (alb-)traumhafte Theaterabend wirkt lange nach.       (Anna Beke, Münchner Merkur, 18.3.2024)

mit Irene Rovan, Lena Vogt
Idee und Regie Lorenz Seib
Ausstattung Claudia Karpfinger, Katharina Schmidt, Lorenz Seib
Mitarbeit Maschine Frank Sattler
Licht Wolfgang Förster
Regieassistenz Doris Länglacher
Produktion TamS Theater

Premiere Sa 16. März / 20 Uhr
Vorstellungen
Mi 20./ Do 21./ Fr 22./ Sa 23. März
Mi 03./ Do 04./ Fr 05./ Sa 06. April
Mi 10./ Do 11./ Fr 12./ Sa 13. April
Mi 01./ Do 02./ Fr 03. / Sa 04. Mai
Mi 08./ Do 09./ Fr 10./ Sa 11. Mai
jeweils 20 Uhr

Eintritt 10 € / 17 € / 25 €

TamS Theater
Leitung Anette Spola und Lorenz Seib
Haimhauserstr. 13 a
80802 München
089 345 890
tams@tamstheater.de